1863

Kein gutes Weinjahr in Bordeaux mit kleiner Ernte. Trotzdem griff ich zu, als ich 1998 in Frankreich einen originalverkorkten 1863er Leoville Barton in akzeptablem Zustand kaufen konnte. Auf einer Probe 2003 zerbröselte der Korkender Korken in 1000 Einzelteile, aber auf dem Etikettrest war das Jahr noch gut lesbar, helle, klare Farbe, wie Himbeersaft, gut trinkbar und für das Alter absolut sensationell.

1863 war zugleich ein sensationelles Portweinjahr. Ein 1998 ersteigerter Vinho do Porto Reserva Novidade de 1863 von Burmester erwies sich 2003 als perfekter, am Gaumen kaum endender Portweintraum. Ähnlich 2009 von Dirk Niepoort mitgebrachter älteste Portwein des Gutes, ein . Der war mit seiner sehr klaren, bräunlichen Farbe noch so unglaublich frisch und balanciert, da war nichts spritiges, nichts oxidatives, einfach nur Massen besten Kaffees, eine süchtig machende Süße, die mit der kräftigen Säure in völliger Harmonie verbunden war, das war nicht nur reifer Port in Perfektion, das war eine echte Port-Legende - 100/100. 2011 durfte ich diesen, in den 70ern in Demijeans abgefüllten Colheita Port noch einmal trinken, ein Erlebnis zum Niederknien, in der Nase Korinthen, Kaffee pur, entwickelt sich enorm im Glas, eine fast explosive, dichte Aromatik, immer noch unbändige Kraft. Eine Legende, die Demut verlangt, und für die eigentlich alles andere als die Maximalnote fehl am Platze ist.