1975

Höhen und Tiefen liegen in 1975 dicht beieinander. Große, ja sogar Weltklasseweine wurden ebenso erzeugt wie unsäglicher Schrott.

In Bordeaux habe ich da so meine Probleme mit den Weinen vom linken Ufer. In den 80er Jahren waren sie oft noch sehr gut trinkbar. Viele von ihnen wirken aber inzwischen säurelastig und machen einfach keinen Spaß mehr. Da kommen halt die harschen 75er Tannine durch, mit denen die Frucht einfach nicht mit kann. Deutlich besser sah es in Pessac und in Pomerol aus. Doch auch hier musste sorgfältig gearbeitet werden, um guten Wein zu produzieren. Wer die dickschaligen, hoch gezuckerten Trauben überextrahierte, riskierte Weine, die dann schnell austrockneten.

Cos d´Estournel war 2006 ein klassischer 75er vom linken Ufer, gute Farbe, auch noch gute Frucht, aber astringierenge Tannine am Gaumen, die wenig Freude aufkommen ließen – 81/100. Montrose hatte 1993 zwar bereits eine ziemlich reife Farbe, wirkte am Gaumen aber grün und unreif – 78/100. 2010 war er deutlich süßer, blieb aber rustikal und erinnerte an ein rostig-süßes Eisengeländer – 83/100. Mit der Zeit gewannen aber auch hier die aggressiven Tannine Überhand und die letzten Flaschen entwickelten 1995 bei noch gesunder Farbe eine unangenehme Säure. 2015 aus der Doppelmagnum plötzlich so gefällig, so fruchtig und elegant, am Gaumen nachhaltig mit guter Säure, einfach nur schön – WT93.

Haut Batailley war 2008 unglaublich dicht und füllig mit excellenter Struktur und gezähmter Säure, für den auf dem linken Ufer eher problematischen Bordeaux-Jahrgang sehr überraschend – 92/100. Der erste schöne Lafite Rothschild nach einer langen Durststrecke, zeigte 2002 eine kräftige Farbe, Zedernholznase, am Gaumen füllig und sehr schön, dem 75er Latour deutlich überlegen – 93/100. Reifer, weiter 2008 bei Jörg Müller- 91/100. Ging 2011 auf René Gabriels großer Lafiteprobe als großer Spanier aus Bordeaux durch, wirkte heiß in der Nase – Rioja ließ grüßen – mit viel Zedernholz, Kräuter, Leder und schöner Süße, am Gaumen beachtliche Länge, rustikal im besten Sinne und kernig, meine bisher beste Flasche dieses Weines – 94/100. 2014 sehr mineralisch, im positiven Sinne schlank mit pikanter Frucht, dabei sehr elegant, eben typisch klassischer Lafite. Die 75er Säure ist noch da, aber die gute Frucht und die Substanz dieses Weines können da gut mit. Aus perfekten Magnums wie dieser hat der Lafite noch richtig Zukunft und kann noch zulegen – WT95+. In absolut bestechender Form 2019 mit altersfreier, dichter, brillianter Farbe. Enorm kraftvoll mit wunderbarer Frucht, präziser Struktur, nobler Eleganz, Zedernholz, Bleistift-Mineralität und sehr guter Länge – WT96. Latour hat mich häufig enttäuscht. 2002 im Vergleich mit Lafite, war Latour dann endlich etwas zugänglicher, zeigte verhaltene rote Frucht, etwas Mineralität, aber immer noch massive Tannine – 90/100. 2009 aus eigener, perfekter Lagerung rubinrote, brilliante Farbe ohne Alter, am Gaumen streng und bitter mit astringierenden Tanninen – 86+/100. Gut gelagerte Flaschen werden wohl noch 10 Jahre brauchen. 2010 hohe Säure, harsches Tannin, Dichte, viel Kraft, aber auch etwas Zedernholz und pikante Frucht. Wer schlau ist, lässt ihn zu, bleibt noch 10 Jahre davon und freut sich dann über einen grandiosen Spätstarter – 92+/100. 2014 sehr sehnig mit Schwarzen Oliven statt Frucht und wirkte mit harschem Tannin etwas saft- und kraftlos – WT88. Erstaunlicherweise bot er sich 2015 plötzlich fast als Schmusebär an. So weich, fast cremig in der Struktur, erstaunlich offen mit der klassischen Latour-Walnussaromatik und einer gehörigen Portion Kraft. Wenn der so weitermacht, wird er tatsächlich eines Tages noch groß – WT94. War 2017 endlich auf dem Wege zu echter Latour-Größe mit junger Farbe, großartiger Struktur, intensiver Mineralität und immer noch deutlichen, aber reifer werdenden Tanninen - WT96. Immer mehr kam 2022 Rote und Schwarze Johannisbeere und eine fantastische Struktur mit intensiver Mineralität, viel Bleistift, einfach ein großer Latour auf seinem langen Weg zu wahrer Größe – WT96+. Bei meiner ersten Begegnung mit Les Forts de Latour 1989 während der Cebit notierte ich nur: Zuviel Säure - zuwenig Wein. Mir wurde Angst um meinen 75er Latour – 76/100. 1995 dann bei Willi Krählings großer Latour-Probe dann zwar leicht schokoladige Nase, aber wieder deutlich zuviel Säure, nicht mein Fall – 78/100. Doch das Warten hat gelohnt. 2015 trotz aller Kraft erstaunlich rund und gefällig – WT95. 2017 reifer Walnuss-Likör mit einem Schuss Kaffee – WT91. Von Lynch Bages, hatte ich eigentlich nur unangenehme Erinnerungen. Doch 2008 zeigte der sich aus der Magnum von seiner allerbesten Seite und ließ die besonders im Medoc typische, aggressive Säure völlig vermissen. Schöne Nase mit viel Minze, feinen Kräutern und etwas leicht ranziger Butter, am Gaumen erstaunlich geschmeidig und gefällig mit schmeichlerischer Süße - 92/100. Auch Mouton Rothschild war lange zugeknöpft und bitter, so z.B. 1994 auf Willi Krählings Mouton-Probe aus der Magnum – 83/100. 1999 auf einer weiteren Mouton-Probe dann kräftige Säure, aber trinkbar und durchaus gefällig – 85/100. 2004 dann aus der Magnum mein bisher schönster 75er Mouton, erste deutliche Brauntöne und erste leichte Ermüdungserscheinungen, aber immer noch schöne Mouton-Nase mit Bleistift, zum Essen sicher noch ein toller Wein, solo tritt etwas das monolithische der 75er in den Vordergrund 92/100, eine 1tel eine Woche später auf der großen Mouton-Probe in der Stromburg war nicht ganz so schön – 90/100. 2012 etwas verhalten die Nase mit Leder und Bleistift, auch am Gaumen trotz delikater Frucht eher mit gebremstem Schaum und immer noch spürbaren Tanninen. Scheint einer dieser 75er zu sein, die sich nur im Schneckentempo entwickeln und könnte über nächsten 10+ Jahre noch zulegen – 90+/100. Hatte 2014 aus der Magnum eine tiefere, dichte Farbe, war aber stark von der 75er Astringenz und den harschen Tanninen geprägt. Dadurch wirkte er etwas eckig und monolithisch – WT91. Deutlich schöner 2019 mit erstaunlich schöner Cassis Frucht, dazu viel Minzfrische und die klassische Mouton Bleistift Mineralität, zeigte sich gut gereift, aber ohne Alterstöne mit schöner Fülle – WT95. Bei der Pichon Comtesse de Lalande hatte ich in den Neunzigern immer Angst, dass sie zunehmend austrocknet. 2001 auf einer großen Comtesse-Probe wurde ich eines besseren belehrt, helle Farbe, reif, weit, unglaublich lecker, die zu Anfang harten Tannine schleifen sich ab – 94/100. Zuletzt 2007 in der Braui noch richtiggehend frisch, pikant und würzig mit faszinierender Aromatik, viel Leder in der Nase und Lebkuchengewürz. Hier hat die Frucht mit den einstmals astringierenden Tanninen und der Säure Schritt gehalten, so dass sich diese Comtesse jetzt sehr ausgewogen und schön präsentiert – 92/100. 2008 war vor allem die Nase dieses Weines war ein Traum. Reif, süß, generös mit feinem Schmelz, einfach betörend. Da kam der Gaumen nicht ganz mit. Hier war das reifer, alter Wein, etwas kurz und schon leicht gezehrt, aber immer noch ein sehr schönes Altweinerlebnis - 93/100. Zuletzt 2010 deutlich kompakter – 90/100. Pontet Canet hatte 1993 eine dichte Farbe mit erkennbarem Alter, reife Nase mit Rosinenton, war erst intensiv und lang, sackte dann aber schnell ab und wirkte ausgezehrt.

Beychevelle hatte mir 1988 ausnehmend gut gefallen und wirkte trotz kräftiger Tannine reif, mild, samtig, auffallende Würznase mit Zimtgeschmack – 92/100. 2015 von Genuss keine Spur mehr, nur deutliche Säure und sperrige Resttanninen – WT78. Branaire Ducru hatte 1995 eine nicht allzu dichte Farbe, frisch-fruchtige Sauerkirschnase, (zu)viel Säure, wirkte deutlich jünger – 84/100. Wenig Freude machte 1993 Ducru Beaucaillou, dichte Farbe, unzugänglich, astringierend – 82/100. Ähnlich 2006 auf der großen Ducru-Probe: Was könnte das für ein toller Wein sein, wenn da die 75er Säure nicht wäre - 85/100. Gruaud Larose 1988 noch sehr schön, 1993 dann eine durch die massiven, harschen Tannine sehr säurelastig wirkende DM, seitdem einen großen Bogen drum herum gemacht. Wenn da noch ein Wunder geschieht, dann frühestens in 20 Jahren. 2009 engmaschig am Gaumen, die Frucht fast völlig verschwunden, dafür bissige, astringierende Säure ohne Ende - 82/100. Verdammt anstrengend auch 2014, immer noch von kräftiger Säure und harschen Resttanninen geprägt – WT85. Leoville las Cases war 1994 trotz dichter, junger Farbe schon erstaunlich zugänglich und wirkte gefälliger als die meisten anderen 75er – 91/100. Doch 2007 wirkte er fruchtlos und ausgetrocknet. Zuletzt 2010 roch er wie Gin Tonic und nach Wacholderbeere, am Gaumen pelzig mit astringierenden Tanninen. Aufgeben würde ich diesen Wein trotzdem nicht. Wer ihn hat, sollte ihn noch mal 15 Jahre weglegen und mit dem Abschmelzen der Tannine auf ein Wunder hoffen – 85+/100. Das deutete sich 2016 an. wirkte schlanker, feiner, mineralischer mit pikanter, rotbeeriger Frucht. Trotz immer noch deutlicher Tannine und Säure wirkte er harmonisch und stimmig. Wie viele der besseren Bordeaux aus 75 hat er noch eine lange Zukunft und ist in 10 Jahren sicher noch für eine Überraschung gut – WT91+. Höchst erstaunlich war 2001 auf Sylt Leoville Poyferré. Immer noch mit kräftiger Farbe ohne Alter, aber gut gereift mit nicht mehr so harschen Tanninen, ging fast in Richtung eines reiferen Kaliforniers, toller Stoff, der für andere Weine aus 75 hoffen lässt – 91/100.

Schönes Bouquet aber zu strenge Säure 1988 ein Belair Lagrave – 76/100. Sehr viel Spaß hatte ich Ende der 80er und Anfang der 90er mit 2 Kisten 75er Chasse Spleen. Dünn und langweilig wirkte 1989 und 90 Cissac. Überhaupt nicht gefallen hat mir 1988 Lanessan.

Auch Cantemerle war 1990 so ein Problem- 75er mit massiven Tanninen und bissiger Säure – 83/100. Ähnlich Giscours, zwischen 1993 und 1997 von der 1tel bis zur Imperiale mehrfach verkostet, ein dichter, kräftiger Wein, bei dem die hohe Säure deutlich den Genuss mindert – max. 88/100. 2005 ein reifer, klassischer Cabernet, etwas rustikal und eckig, wird mit der Zeit feinduftiger und eleganter, die früher störende Säure ist nicht mehr präsent, dafür taucht der Wein relativ schnell ab, in dieser Form ist Eile geboten - 87/100. 2006 ein traumhaft schönes Exemplar. Dichte Farbe, kraftvoll, leichte Strenge, aber auch feiner Schmelz – 92/100. 2015 aus der Doppelmagnum ein wunderbar gereifter, klassischer Cabernet, fruchtig, elegant, sehr fein, dessen Genuss nicht mehr durch die harsche 75er Säure getrübt wird - WT90. Trinkbar zumindest 2007 ein Margaux. Auch der hatte zwar diese grasig-grünen Töne unreif gelesenen Traubengutes, schmerzte aber wenigstens nicht am Gaumen – 81/100. Palmer konnte 2009 weder in der Nase noch am Gaumen punkten, ein kleiner, abweisender Wein – 81/100. Auch 2017 zeigte er sich uncharmant, ruppig und freudlos – WT80.

Immer wieder bin ich bei älteren Pessac-Weinen fasziniert, wie gut sich auch kleinere Güter schlagen. So im Herbst 2005 ein bei Ebay als Risikowein erstandener Carmes Haut Brion. Relativ helle Farbe, voll auf dem Punkt, verhaltene Cigarbox Aromatik, cremige Textur, so elegant, weich und schmeichlerisch elegant, dürfte sich sicher auf diesem Niveau noch 5+ Jahre halten, ein echter Geheimtip - 92/100. Haut Bailly war 2008 ein kleiner Wein mit wenig Substanz auf dem Abstieg – 81/100 mit weiter fallender TendenzSehr reif und gefällig wirkte Haut Brion, als ich ihn 1993 aus der 1tel und 1994 aus der DM getrunken habe, dabei sehr aromatisch und druckvoll am Gaumen – 91/100. Aber er scheint sich auf diesem Niveau noch länger zu halten. So hatte er 2006 zwar eine reife, helle Farbe, war am Gaumen aber dicht und konzentriert, in der Nase altes Sattelleder, am Gaumen sehr delikat mit toller Länge. Nicht so eine Bombe wie der außerweltliche La Mission, aber ein gut gelungener Wein, der sicherlich noch 10 Jahre hält – 92/100. 2012 im Schwarzen Adler in Oberbergen aus der ½ ein sehr feiner, eleganter Vertreter mit viel Leder, Tabak und Cigarbox, aber auch viel Herbstlaub. Wer gereifte, ältere Weine mag gibt immer noch 92/100. Ende 2012 bei Elke Dreschers großer Haut Brion Probe viel Eukalyptus in der ätherischen Nase. War am Gaumen etwas harmloser und wirkte wie ein Zweitwein von Heitz Martha´s Vineyard – 93/100. 2015 sehr elegant mit Tabak, Cigarbox, ätherischen Noten, ein Hauch Eukalyptus, sehr mineralisch, gute Säure und absolut stimmig, meine bisher beste Flasche dieses Weines – WT94, aus einer weiteren Flasche 2015 noch leicht drüber – WT95. Laville Haut Brion war 2012 fein, schlank, elegant, fast filigran – 92/100. Legende oder Monster? Schon häufiger habe ich meinen Rüssel neugierig in den hochgelobten La Mission gesteckt. Dabei hatte ich häufig so meine Probleme. Mal war der Wein übervorsichtig von einem Weinfreund tot-dekantiert worden. Das war 1996, wo ich mich dann ans Depot ranmachte. Das hatte 100 Punkte Qualität mit fantastischer Fruchtsüße, Tanninen und irrer Länge. 1997 bei Jörg Müller hat er dann wohl etwas zuwenig Luft, seltsame Mischung aus deutlichen Brauntönen und bissigen Tanninen, fantastische Cigarbox-Nase, am Gaumen werden Süße und Fülle etwas eingeengt durch die 75er Tannine, großer Wein, aber von 100 sicher 4 weg - 96/100. Auf einer kleinen Probe 1997 dann Sünde! Sofort ins Glas - zu! Extrem konzentriert mit massiven Tanninen - 93/100. 1998 dann bei Willi Krählings La Mission Probe aus der Magnum eher Eukalyptus als Cigarbox, sehr jung, kräftig und lang, toller Stoff – 97/100. Zuletzt dann 2004 Sattelleder, animalisch, rustikal, große Kraft, massive Säure, noch ganz am Anfang, lebt sicher noch 50+ Jahre, ein Tier von einem Wein, bei dem sich die Geister scheiden, ich gebe jetzt erstmals 100/100 für einen unverwechselbaren, charaktervollen Superwein. Nur, auch soviel steht fest, meine Flaschen bleiben noch gut 10 Jahre zu. So war das auch 2012 bei René Gabriels großer La Mission Probe aus der Magnum ein wildes, zupackendes, tanniniges Teil, da tänzelt kein Lippizaner, hier bricht ein ausgewachsener Keiler durchs Unterholz – 92+/100. 2015 präsentiert er sich mit unbändiger Kraft und gewaltiger Länge mit viel Minze und Eukalyptus als perfekter Heitz-Martha-Zwilling – WT97+. Aus einer weiteren Flasche Ende 2015 noch offener – WT99. Aber da kommt noch deutlich mehr, das ist für Geduldige ein klarer WT100 Kandidat. Gut gefiel mir 2012 der Pape Clement, der im direkten Vergleich zum Haut Brion etwas dichter, kräftiger, runder und saftiger, aber nicht so vielschichtig und spannend war – 91/100. Eine echte Rarität war 1988 auf Sylt ein Smith Haut Lafite, kein Bouquet, keine Tiefe, kein Abgang - wenn er schlecht geschmeckt hätte, dann hätte er wenigstens nach irgendwas geschmeckt. La Tour Haut Brion war 2009 zumindest in der ersten Anmutung dichtes, zugenageltes Zeugs, bei dem man unter der dichten Teerschicht zaghaft etwas Cigarbox erkannte. Kommt mit salziger Mineralität ins Glas und reitet dann am Gaumen eine Attacke nach der anderen. Man spürt das gewaltige Potential dieses Weines und hofft, dass man es noch erlebt – 93++/100. 2015 zeigte er dann richtig, was er draufhat. Bei wiederum ähnlicher Aromatik wie der La Mission offener, süßer, schmelziger, dabei immer noch so jung mit gewaltigem Tiefgang. Und auch hier ist das Ende noch längst nicht erreicht – WT98+. 2017 sehr kräftig mit viel Cigarbox, teeriger Mineralität und voll intaktem Tanningerüst, aber auch dezentem, süßem Schmelz. So eine Art La Mission für Schlaue, dem er in diesem Jahr das Wasser durchaus reichen kann, mit enormer Zukunft – WT98+. 2023 dann absolute Perfektion – WT100.

Angelus hatte 2008 eine ziemlich helle, aber intakte Farbe, in der Nase süße Himbeere, sehr fein, am Gaumen burgundisch und fast filigran, etwas austrocknend. Ein feiner und für Angelus in dieser eher dunklen Phase des Chateaus höchst erstaunlicher Wein – 92/100. L´Arrosée hatte 1995 auf einer Drawert-Probe in der Farbe erste Zeichen von Reife, am Gaumen Säure, Anis, Brot. Nicht sehr gefällig – 79/100. Ein Wechselbad bei Cheval Blanc. Meine erste Flasche auf der Gigantenprobe im Caveau 1993 gefällig, kräftig, schöner Abgang, reif aber mit noch viel Zukunft – 92/100. 1995 im Caveau mitteldichte Farbe mit Reifetönen, gereifte Cabernet-Nase, weich, wenig Abgang - 88/100. Die beste Flasche 1999 auf Willi Krählings Cheval Blanc Probe, Bitterschokolade satt, pflaumig, auch etwas Rumtopf, entwickelt sich toll im Glas, nachhaltig, Zukunft – 93/100. 2001 aus der Jeroboam mager und ungenerös wirkend – 86/100. 2006 dann eine überraschend gute Flasche. Da war wieder die traumhafte, unbeschreiblich schöne, klassische Cheval Blanc Nase. Ein Wein, an dem man stundenlang nur riechen könnte. Am Gaumen sehr weich, reif, charmant mit feiner Süße und mit einer finessigen Aromatik, die spontan an den großen 64er erinnert – 95/100. 2006 auf der großen Cheval Blanc Probe brachte er Schokolade ohne Ende und eine opulente Fülle, mehr Rumtopf als feine Beeren, aber auch eine wunderschöne Nase - 92/100. Fehlerhaft die Nase 2008 aus der Jeroboam, aber am Gaumen generös, weich, süß und mit viel Finesse auf 92/100 Niveau. Jung zuletzt 2009 mit sehr dichter Farbe und unbändiger Kraft, aber woher kam diese fürchterliche Schuhcreme-Nase? Sehr gut gefiel mir 1993 Figeac aus der Jeroboam – 91/100. Bei La Magdelaine war 1999 jeder Schluck anders, mal kam erkennbares Alter durch, mal überwogen die durchaus noch präsenten Tannine, sicher immer noch nicht auf dem Höhepunkt, aber schön zu trinken – 88/100. Zuletzt 2012 als Tischwein bei Elke Dreschers Cheval-Probe deutlicher, animalischer Stinker in der Nase, Säure und ruppiges Resttannin am Gaumen - 83/100.

Eine große Überraschung 2004 Le Bon Pasteur. Saftiger Bitterschokoladekuchen, immer noch gute Tannine, leicht karamellig, dann kommen Anistöne, dieser große Wein spielt mit uns, Anis wird immer stärker, Pastice pur .- 98/100. 2014 war es die hohe Säure und dazu die immer noch etwas bissig wirkenden Tannine, die den ungetrübten Zugang zu diesem Wein versperrten, der aber auch etwas Bitterschokolade, eine dezente, karamellige Süße und dazu eine herbe Kräuternote zeigte. Insgesamt dreimal habe ich bei diesem Wein über die Zeit die Bewertung hoch gesetzt und bin zum Schluss immerhin bei WT 94 gelandet. Certan de May zeigte 1994 ein kräftiges Dunkelrot mit deutlichen Braunrändern, rote Johannisbeeren, unausgewogen und bereits leicht gezehrt – 83/100. Sehr jung präsentierte sich 2012 der l´Evangile, obwohl die Farbe schon erste Reifetöne zeigte. Ätherisch und minzig die Nase mit schöner, beeriger Frucht, erdige, mineralische Noten, enorm lang und komplex am Gaumen – 94/100. Hatte eine feine, leicht parfümiert wirkende Frucht, deutliche Süße, schöne Fülle, burgundische Anklänge und ein gutes Tannin- und Säuregerüst für eine längere Zukunft – WT94. La Fleur Petrus wirkte 2004 etwas konfitürig, dazu Liebstöckel, immer noch gute Tanninstruktur, wurde im Glas immer schöner und gefälliger - 91/100. Zeigte 2013 deutlich mehr Kraft und Struktur, war aber leider korkig. Teilweise grausame Noten bekommt Gazin in der Literatur, außer bei Gabriel. Also habe ich den Wein gekauft und siehe da, 2000 ein leckerer, gut gereifter Pomerol – 90/100. 2007 ein sehr kraftvoller, immer noch fast jugendlich wirkender Pomerol mit eher an Medoc erinnernder Struktur und Aromatik - 92/100. Zuletzt 2013 aus der Magnum immer noch so jung und dicht - 93/100. Lafleur war 2000 ein perfekter, großer Pomerol mit gut maskierten, massiven Tanninen, überzog die Zunge mit Bitterschokolade-Couvertüre. Das war immer noch Babymord an einer Weinlegende, die das Zeug nicht nur zum 100 Punkte- sondern auch zum 100-Jahre Wein hat. 2009 in der Lafleur Best Bottle waren dann die 100/100 im Glas. Petrus hatte 1996 eine kräftige Farbe mit deutlichem Braunton, Minze, Bleistift, am Gaumen viel Kraft, Schokolade, noch kräftige Tannine, sehr langer Abgang, hatte 8 Std. Dekantieren überlebt! – 97/100. Wenige Monate später im Italien Village in Chicago im Vergleich zum 70er, optisch nicht optimal(ts), aber mit überzeugendem Inhalt, kräftige Farbe ohne Alterstöne, dem 70er momentan unterlegen, braucht sicher noch 5-10 Jahre, wobei hoffentlich die Frucht überlebt – 96/100. 2005 auf René Gabriels großer Petrus Probe immer noch ein ungestümer Zeitgenosse, würzig, kräuterig, bissige Tannine, kräftige, tragende Säure, dazu Minztöne, aber auch Schokolade und eine intensive Mineralik, eine hypothetische Mischung aus den besten Jahren Lafleur und Heitz Martha´s Vineyard und noch längst nicht fertig – 98/100. 2007 in der Braui wieder diese hypothetische Mischung aus den besten Jahren Lafleur und Heitz Martha´s Vineyard, würzig, kräuterig, bissige Tannine, kräftige, tragende Säure, dazu Minztöne, aber auch Schokolade und eine intensive Mineralik – 99+/100. Ähnlich 2008 bei den Ungers, noch sehr frisch und im besten Sinne ein exotischer, wilder Wein, sehr minzig und kräuterig mit immer noch massiven Tanninen, blieb ewig lang am Gaumen, großer Stoff mit großer Zukunft und ein klarer 100-Punkte-Kandidat – 98+/100. 2008 die bisher offenste Flasche, bei der ich ohne Wenn und Aber 100/100 im Glas hatte. 2015 perfekten und schlichtweg atemberaubend aus der Magnum. Ein echter Jahrhundertwein, noch so jung in der Anmutung, auch in der Farbe. Brachte in dieser Traumform das beste vom linken Ufer – die Mineralität und die gewaltige Struktur – und das beste vom rechten Ufer mit dieser süchtig machenden, süßen, fülligen Nase und allem Schmelz dieser Erde am Gaumen – WT100. 2018 einfach geil, wild mit geradezu irrer Frucht, explosiver Aromatik, gewaltigem Druck und Länge, dabei mit einer ungestümen, aber gleichzeitig auch unbeschwerten, jugendlichen Frische - WT100. So auch 2019 aus einer perfekten Magnum, einfach Weltklasse – WT100. Trotanoy war 2007 ein kräftiger, dichter, langer, großer Pomerol mit sehr dichter Farbe und immer noch massiver Tanninstruktur. Trotz schöner Frucht und feiner Süße wirkte er zumindest in dieser Flasche noch ein paar Jahre von der vollen Genussreife entfernt – 92+/100. Und diese Genussreife hatte er dann 2015 Vieux Certan aus diesem großen, aber viel Geduld verlangenden Pomeroljahr startete 2005 auf der Vieux-Probe bissig und ungenerös. Im Glas entwickelte er sich wurde er mit der Zeit immer besser – 88/100. 2011 dichte, junge Farbe, faszinierende Nase mit reifer Frucht und viel Bitterschokolade, ein Hauch Lakritz, Tabak, Teernoten, großartige Struktur am Gaumen mit immer noch präsenten Tanninen, wirkt jung mit gewaltigem Potential und wird sich in gut gelagerten Flaschen über Jahrzehnte weiterentwickeln – 94+/100. Auch 2012 Noch so jung, so frisch, so perfekt strukturiert, viel Bitterschokolade mit Minze, immer ganz schön stramm am Gaumen, dürfte noch sehr langlebig sein – 94/100.

Große, langlebige Weine wurden bei den trockenen, weißen Bordeaux erzeugt. Die Besten sind immer noch für etliche Jahre ein Genuss. Domaine de Chevalier Blanc stand 2006 noch so jugendlich und kräftig vor uns im Glas mit guter Frucht und immer noch kräftiger Säure. Wäre blind sicher als 5 Jahre alter Weißwein durchgegangen, aber nicht als 30jähriger. Jungen Weinen dieses Gutes kann ich in der Regel nicht viel abgewinnen. Erst mit dem Alter zeigen sie ihr richtiges Potential. So vielschichtig und komplex, so lang am Gaumen, wirkte in seiner Größe und Intensität mit der leichten Bitternote wie ein hypothetischer, weißer Latour – 93/100. Haut Brion Blanc hatte 2006 ein kräftiges Goldgelb, in der Nase leicht animalisch, aber auch mit geröstetem Brot, Mandeln und immer stärker werdender Minze. Am Gaumen traumhaft schmelzige Fülle mit guter Säure – 96/100. Hat sicher noch lange Zukunft.

Grosses Sauternes-Jahr. Exzellente Weine mit guter Säure, viel Rückrat und langer Lagefähigkeit.

Lafaurie Peraguey war 2017 ein sehr feiner, sehr eleganter Wein mit nicht übertriebener Süße, sehr stimmig und balanciert mit cremiger Textur und schöner Länge. Natürlich mit der guten 75er Säure, bei der auch Riesling-Fans Freude an Sauternes bekommen – konservative WT93. Rieussec war Ende 2005 Ein fülliger und kräftiger Sauternes mit schöner Süße, Karamell- und Bittertönen, sehr gut balanciert durch die 75er Säure - 92/100. D´Yquem, verkostet 1989 und 1994, ist ganz großer Nektar. Noch sehr jung und ganz am Anfang mit sehr guter Säure, die dem Wein eine wunderbare Frische verleiht. Perfekt balanciert mit schöner Frucht. Der hat das Zeug zum 100 Punkte-Wein, wir dafür aber noch lange brauchen. 2005 wieder sehr elegant mit feiner Süße, guter Säure, Bitternote und toller Länge am Gaumen - 94/100. 2015 war es vor allem die sehr gute Säure, die diesen Yquem richtiggehend vibrieren lässt und zu einem absolut stimmigen Ganzen macht. Das waren hier locker WT97+. Eine weitere Flasche Ende 2015 fast perfekt – WT98+.

Grausam war der Jahrgang in Burgund. 24 Tage Dauerregen im September machten alle Hoffnungen der Winzer zunichte.

Romanée Conti hatte 1989 eine sehr bräunliche Farbe und war ein sterbender Wein – 75/100.

Überraschend 2009 ein Le Montrachet von der zu Bouchard gehörenden Domaine du Chateau de Beaune. Tiefes Goldgelb, traumhaft schmelzige Nase mit gerösteten Haselnüssen und Mandeln, am Gaumen immer noch kraftvoll, sehr komplex mit markanter Säure und toller Länge, wird mit der Zeit runder, weicher, bleibt aber frisch und intensiv mit feiner Bitternote im langen Abgang – 95/100.

Schlechtes Weinjahr auch an der Rhone, sowohl im Norden als auch im Süden.

Immer noch sehr jung, nicht nur in der dichten Farbe, 2013 der Côte Rotie Brune et Blonde von Guigal. Wirkte erst kompakt mit deutlichem Tanningerüst, baute im Glas enorm aus, entwickelte malzig-lakritzige Süße und wurde immer generöser und zugänglicher. Ein Wein mit Zukunft, den es immer noch zu suchen lohnt – 92/100. La Mouline von Guigal zeigte 2010 eine kräftige Terroirnote, Unterholz, feuchter Waldboden, Trüffel, sehr würzig mit kräftiger, aber tragender Säure, dadurch immer noch frisch und pikant wirkend, baute enorm im Glas aus und ist für den Jahrgang eine Sensation – 93/100.

Sehr gute Weine wurden 1975 in Deutschland erzeugt. Sie standen lange im Schatten der üppigeren 76er. Durch die kräftigere Säure haben die 75er aber eine höhere Lebenserwartung.

Eine Erdener Treppchen Auslese von Dr. Peter Berres war 1996 reif, mit wenig Süße, ohne Firne, sehr schön – 87/100. Immer wieder erstaunt mich, wie lange die Haag-Weine ihre Frische und Finesse behalten. Noch erstaunlich frisch mit guter Säure 2007 eine Brauneberger Mandelgarten Riesling Auslese von Conrad-Schreiber, sehr harmonisch und in Richtung halbtrocken gehend, wird sich sicher noch länger auf diesem Niveau halten – 90/100. . So fruchtig und immer noch frisch wirkend 2007 eine Ürziger Würzgarten Auslese von Eymael mit knackiger Säure und nur dezenter Süße – 92/100. Ein Jahr später als Goldkapsel in der Nase medizinal, Tapetenkleister, Möbelpolitur, am Gaumen recht schlank, eckig, wenig Süße und deutlich gezehrt – 83/100. Ein Saarburger Antoniusbrunnen Auslese von Forstmeister Geltz hatte 2008 eine reife Farbe, in der gewöhnungsbedürftigen Nase erst Tapetenkleister, dann immer mehr Möbelpolitur, am Gaumen wenig Süße, deutlich gezehrt, reichlich morbider Charm – 84/100. Eine wunderbare Brauneberger Juffer Auslese Goldkapsel

von Fritz Haag hätte 2004 auch 15 Jahre jünger sein können – 93/100. Eine Wehlener Sonnenuhr Auslese von JJ Prüm hatte 1998 in den USA schon eine sehr reife Farbe, war etwas säurearm, aber sehr lang am Gaumen – 92/100. Eine Wehlener Sonnenuhr Auslese von S.A. Prüm hatte 2009 eine reife, apfelige Frucht, immer noch knackige Säure und perfekte, jugendliche Statur, dazu Eleganz pur, eine großartige Auslese mit noch langer Lebenserwartung – 94/100. Zeigte sich 2023 immer noch so frisch und elegant, wirkte am Gaumen sehr komplex und harmonisch trocken – WT95. Sehr fein und elegant 2007 mit schöner Süße ein Longuicher Maximiner Herrenberg BA vom Weingut Karl Schmitt-Wagner. Perfekt balanciert und sehr harmonisch, aber durch die für 1975 erstaunlich reife Säure auch schon sehr weit wirkend – 92/100. Eine Eitelsbacher Burgberg Auslese* von startete 2010 recht enttäuschend mit Kellermuff und altem Pappkarton, die Süße fast völlig aufgezehrt, deutlich heller n der Farbe als die Spätlese mit leichten Grünreflexen, legte mit Luft zu und wurde etwas generöser, sicher zum Essen besser als solo – 86/100. Eine tiefe, güldene Farbe hatte 2013 die Kanzemer Altenberg Auslese des Weingutes Von Othegraven, karamellige Süße und die knackige 75er Säure, wirkte noch erstaunlich frisch – 91/100. Goldgelb 2011 die Farbe der Wiltinger Braunfels Auslese von Van Volxem. Trocken wirkend zunächst die Nase mit gelben Früchten, am Gaumen schlang, elegant mit guter Säure und nur dezenter Süße, sehr mineralisch mit deutlicher Apfelnote, entwickelt sich sehr schön im Glas, auch die Nase wird vielschichtiger mit Bienenwachs und Honignoten – 90/100. Ein Bernkasteler Doctor Riesling Eiswein von Wegeler-Deinhard war 1993 hell, grünlich, schöne Nase, gute Säure, sehr schlank und etwas kurz, eher Auslese-Charakter – 88/100.

Die Riesling BA Rosagold war 2001 auf Schloss Johannisbergs 700-Jahrfeier reif und sehr schön – 93/100. Immer noch gut zu trinken war 1999 auf einer Best Bottle eine Schloß Johannisberg Grünlack Spätlese, kräftige Farbe, noch ganz dezente Restsüße, gut gereift, am Gaumen etwas austrocknend - 86/100. Eine Assmannshäuser Spätburgunder Weißherbst BA von der Staatsdomaine war 1994 sehr dunkel, wenig Süße, etwas gezehrt - 86/100.

Eine sehr reife Farbe hatte 1998 ein Vino Nobile de Montepulcino von Melini, auch am Gaumen sehr reif, aber durch gute Säure immer noch gut trinkbar – 85/100. Immer noch eine, sicher nicht ganz billige, Sünde wert ist Sassicaia. 1993 auf Krählings Sassicaia-Probe aus der Magnum dichte Farbe, viel Power – 97/100. 1996 auf Ungers Sassicaia-Probe dichte Farbe, minty, Superstoff, Martha´s Vineyard-ähnlich, exotisch, reich, reif und trotzdem frisch - 98/100. 1999 im Valentinos/Santa Monica: der billigste Sassicaia der Karte und mit 49 La Mission der Wein des Abends, perfekt gereift – 98/100. 2007 immer noch kein Zeichen von Schwäche, filigran, frisch, aber auch mit exotischerer Aromatik, minzig, irre Länge am Gaumen – 97/100. Zuletzt 2009 sehr dichte, dunkle Farbe, viel Tabak, aber auch Rauch und Teer, Minze und ein Hauch von Exotik. Ein gewaltiger Stoff mit toller Länge - 97/100.

Eine Riesling Spätlese der WG Wachau war 2008 ein durchaus spannendes Altwein-Erlebnis. Dunkles Goldgelb in der immer noch brillianten Farbe, in der Nase Alterstöne mit etwas Petrol, aber auch immer noch immer viel Frucht, vor allem Quitte, baute im Glas nicht ab sondern aus, wobei die stabile Säure am Gaumen das Gefühl von Frische aufkommen ließ. Ein Wein zum kauen, der wie viele ältere Weine mit Essen noch besser zur Geltung kam – 88/100.

Eher Richtung Balsamico aber mit generöser Süße durchaus trinkbar 2017 ein Dôle les Mazots - WT81.

Berberana Gran Reserva war 1999 und 2000 weich, lecker, unkompliziert, schön gereift – 88/100. Erstaunlich leichtgewichtig 1990 die Imperial Reserva von CVNE – 87/100. Da hatte mir 1989 und 90 die Vina Real Gran Reserva deutlich besser gefallen, sehr ausgeglichen und harmonisch, dabei mit intensiver Aromatik druckvoll am Gaumen – 94/100. Hatte sich 2023 als immer noch altersfreier, eleganter, balancierter Traum enorm weiterentwickelt mit noch langer Zukunft – WT96. Ganze € 3,89 hatte ich bei Ebay für einen Marbella Vino Tinto der Central Bodegas Valencianas bezahlt. In eine Probe eingeschmuggelt, entpuppte er sich 2004 als ein Riesenwein mit tollem Bouquet, Rumtopf, leichten Amarone-Anklängen, feine Süße, sehr aromatisch und finessig, einer der Stars des Abends, und das für sowenig Geld! - 94/100. Mehrfach getrunken, zuletzt 1996, und immer sehr zuverlässig Marques de Murrietta Gran Reserva – 89/100. Auf den Pequera Reserva wurde ich 1989 aufmerksam. Da putze er in einer Probe alle großen Bordeaux. Danach häufig mit großem Vergnügen verkostet. Meine letzte Flasche war 2003 auf der Pesquera-Probe bei Schorn der beste Wein, Farbe zeigte kaum Alter, sehr druckvoll am Gaumen, unbedingt suchen - 97/100. Ein Gran Coronas Black Label Gran Reserva von Torres war 1998 sehr kräftig, durchaus noch mit Zukunft – 90/100. Zuletzt 2007 Ein hocharomatischer, kraftvoller Wein ohne Ecken und Kanten mit gut integrierter, kräftiger Säure – 91/100. Vega Sicilia Unico war 2001 auf der Unico-Probe noch sehr verschlossen, im Stile der 75er Medocs mit bissigen Tanninen, lediglich in der Nase ist er dem 74er etwas überlegen - 94/100.

Zu Anfang recht jung erschien 2008 ein 1975 Tokaij 5 Puttonyos von Szarvas. Orangenzesten, dicke, gebräunte Zuckerkruste, kräftige, balancierende Säure, aber nicht groß, baute sogar im Glas ab – 88/100.

Schwierig in der Verkostung 2013 der sehr spannende Musar, der wie die hypothetische Mischung aus Pomerol und Pinot wirkte, sehr kräftig mit feinem Schmelz, aber wohl auch einem leichten Treffer, der die Verkostung nicht gerade leichter machte – WT94.

Musar Blanc habe ich 1994 und 1996 auf Drawert-Proben getrunken, kräftiges Goldgelb, verhaltene Nase, wirkte oxidiert, keine Frucht, nicht mein Ding – 77/100.

Ein sehr guter Jahrgang in Kalifornien.

Sensationell 2007 Caymus Special Selection aus der Magnum. So minzig, so frisch, so mineralisch, dicht und lang am Gaumen mit dem klassischen Schuss Eukalyptus. Nicht die Spur von Alter und dieser irre Spagat zwischen Kraft und Eleganz, immer noch mit wunderbarer Frucht und unerhörter Komplexität, 100/100 ohne Wenn und Aber. Selbst der normale Caymus zeigte sich 2017 noch so jung mit sehr dunkler Farbe und wunderbare Frucht. Ein großer, wilder Wein, der mit der irren Minze wie ein Lynch Bages mit Turbolader wirkte – WT98. Bei Chappellet war 2018 die eher etwas verhaltene Nase dezent laktisch, dafür Kraft, Fülle und Freude am Gaumen – WT95. 2021 erinnerte der mich mit seiner druckvollen Aromatik an größte Musars, wirkte noch so jung, so kräftig, würzig und vital mit fantastischer Länge - WT99. Traumhaft schön Clos du Val. 1999 kein Zeichen von Alter, schöne Farbe, Minze, Eukalyptus, kräftig und lang am Gaumen – 93/100. Ging 2002 in einer Blindprobe als "junger Klassiker vom linken Ufer" durch, klassischer, reifer Bordeaux-Stil mit nur 12.5%(!) Alkohol, schade, dass die Kalifornier wieder verlernt haben, wie man große Bordeaux macht – 93/100. Auch bei einem Cuvaison war 2011 jede Menge Kraft, Saft, Fülle, Länge und explosive, druckvolle Aromatik mit Eukalyptus und Minze satt. Und das alles mit nur 12,7% Alkohol! – 96/100. Ein Fetzer Zinfandel hatte 1998 in Zürich auf einer Gabriel-Probe eine sehr helle, reife Farbe wie alter Burgunder, roch auch wie Burgunder, der leicht over the top war mit etwas Möbelpolitur – 76/100. Reif, weich und schmelzig startete 2010 der Freemark Abbey Cabernet Sauvignon, um dann immer mehr Maggi zu entwickeln und rasch abzutauchen. Als ich ihn gerade wegschütten wollte, kam er plötzlich wieder, blieb aber ein eher kleiner, schlanker, pikanter, gut trinkbarer Wein – 85/100. Eine sehr dichte, fast schwarze Farbe mit erstem, dezentem Alterston hatte 1997 Heitz Martha´s Vineyard, wirkte zuerst wie Rhone auf höchstem Niveau, dann wie ganz großer Bordeaux mit Lakritze, Teer, schwarzem Trüffel - 98/100. 2006 immer noch eine Mörderfarbe, aber leider korkig. In bester Bordeaux-Stilistik wusste diese kalifornische Legende zuletzt 2007 zweimal mit rauchigen Noten, mit Teer und Zedernholz, mit gewaltiger Kraft und Länge zu überzeugen. Sicher noch Potential für 10+ Jahre - 97/100, und Ende 2007 mit 98/100 noch einen Tick besser. 2010 aus der Magnum undurchdringliche, junge Mörderfarbe, ein gewaltiges Powerteil mit explosiver Aromatik, nichts für Filigrantrinker und Leute mit schwachen Nerven. Gut, da war leider auch ein störender, korkig wirkender Ton, der an 85 Heitz erinnerte, aber der ging weitgehend unter in diesem aromatischen Trommelfeuer mit Massen von Minze und Eukalyptus, von Teer, Lakritz und schwarzem Trüffel. Dieser Martha´s ist ein ähnliches Tier wie 75 La Mission – 96/100(ohne den Fehlton sind da locker 2 mehr drin). 2011 auf der großen Heitzprobe der Ungers, kommt in der Nase als großes Ledergeschäft ins Glas, aber auch rauchig und hat mit seiner teerigen, tabakigen Note etwas von La Mission, entwickelt sich enorm, immer mehr kommt Eukalyptus und Minze, am Gaumen ein enorm komplexes, vielschichtiges Kraftpaket mit gewaltiger Länge, Potential für lange Jahre – 97/100. 2012 auf dem Haefliger-Tasting feiner, reifer und zugänglicher – 96/100. Stahl 2013 dem 74er die Show, im direkten Vergleich dichter, jünger, dramatischer, Martha´s pur – 98/100. War 2014 als derzeit vielleicht größter, noch so junger Martha´s der Überraschungssieger der American Beauty – WT99. 2015 auf Sylt noch so unglaublich jung und zupackend mit explosiver Aromatik. Minze, Eukalyptus, eine dicke Zigarre und teerige Mineralität, ein Riese mit Potential für Jahrzehnte. Locker WT99, die 100 hebe ich mir noch auf, da kommt der noch hin. Auch 2016 noch so unglaublich jung und druckvoll – WT98+. Ende 2016 aus der Magnum eine gewaltige, noch sehr jung wirkende Minz- und Eukalyptusorgie mit viel Sattelleder, Tabak und teeriger Mineralität – WT100. 2018 ein begeisterndes, immer noch so junges Kraftbündel in bester Martha´s-Art. Faszinierende Eukalyptus-Süße, soviel Druck und Fülle, einfach perfekt – WT100. 2020 Noch so jung wirkend und doch perfekt mit seiner explosiven Aromatik, wild, exotisch mit dieser genialen Minze und Eukalyptus Mischung. Ein toller Wein, der noch locker 20 Jahre vor sich hat – WT100. 2022 eine Magnum mit irritierender Altfassstrenge, aber das war wohl ein Ausreißer. Denn noch mehrfach 2022 und zuletzt 2023 aus eigenen, vor langer Zeit gekauften Beständen war das wieder ein absolut perfekter, jugendlicher Traum – WT100. Ebenfalls eine Suche wert ist Heitz Fay Vineyard. Zeigte 2006 altes Sattelleder, Tabak, entwickelte mit der Zeit einen Hauch von Minze und Eukalyptus, sehr fein und elegant, ginge auch als guter Haut Brion durch – 94/100. 2010 war da reichlich Minze und Eukalyptus, altes Sattelleder, aber auch viel Schokolade, Süße und ein herrlicher Schmelz – 95/100. 2011 schlank und reif, sehr minzig, aber auch mit viel Leder und etwas Tabak, sehr komplex am Gaumen – 93/100. 2014 weich, fein, sehr minzig und eleganter als Martha´s – WT94. 2020 ziemlich reif, gehört getrunken – WT94. Giftig und zupackend Mayacamas 2007 auf Ungers Weihnachtstasting. Die Nase eine Mischung aus Schwarztee, Minze und Eukalyptus, leicht exotisch wirkend, am Gaumen dicht, komplex, üppig und dabei sehr trocken – 97/100. Auch 2017 mit genialer Minze und Eukalyptus Nase rotbeeriger Frucht, enormer Kraft, Druck und Fülle wie eine Heitz/La Mission Mischung, noch so jung – WT97+. 2022 aus der Magnum etwas reifer in Nase und Farbe, aber enorm druckvoll und ausbauend am Gaumen mit gewaltiger Länge, einfach wunderschön. So geht perfekt gereifter Old School Kalifornier – WT99. 2023 sehr minzig mit schöner, rotbeeriger Frucht, dichter und kräftiger als der 74er auch noch jünger und mit viel Potential, aber ohne den Schmelz des 74ers – WT97+.

Mondavi Reserve hatte 2007 Schwarztee ohne Ende, Minze, wunderbare Süße, ein sehr feiner, eleganter Wein, der im Glas immer besser wurde und sicher noch Potential für ein gutes Jahrzehnt hat – 94/100. Die erst etwas verhaltene Nase baute 2010 rasch aus mit viel Eukalyptus und Minze, auch am Gaumen sehr minzig, enorm druckvoll, komplex und lang, entwickelte eine feine Süße. Absoluter Traumstoff und auf Augenhöhe mit dem großen 74er des Gutes – 97/100. 2011 und 2013 immer noch fast taufrisch, eine zeitlose kalifornische Ikone. Ledersattel eingerieben mit frischer Minze, wunderbare, delikate, rote Frucht, gute Säurestruktur, ein großer Wein für lange Jahre, der auch nach vier Stunden noch wie eine „1“ im Glas stand – 95/100. 2014 Bordeaux-Nase mit wunderbarer Frucht, viel Minze und Sattelleder, enorme Kraft am Gaumen, der wiederum beste Pauillac-Stilistik zeigte – WT96. Auch 2017 ein klassischer Bordeaux aus Kalifornien mit viel Minze und Leder – WT96. 2020 präsente, glockenklare, rotbeerige Frucht mit viel Minze und einem Hauch Eukalyptus, leicht jodig, Sattelleder, sehr druckvoll und mit geradezu unbändiger Kraft am Gaumen. Wirkte fast etwas wild und weckte Assoziationen an den 1975 Heitz Martha´s Vineyard – WT97. 2022 ähnlich. Ein großartiger Wein, der es aus guter Lagerung sicher auch noch 10+ Jahre machen dürfte – WT97. 2022 ein großer Klassiker in bester Bordeaux Stilistik, Schwarze Johannisbeere, Minze, Leder Graphit, wunderbare Balance und feiner, leicht karamelliger Schmelz, immer noch so frisch mit toller Länge – WT98. Phelps Eisele Vineyard. hatte 2010 eine superdichte, junge Farbe, irre Nase mit viel Minze und Eukalyptus, aber auch mit reichlich Schwarzer Johannisbeere, am Gaumen kräftige, aber gut integrierte und stützende Säure, wirkte so frisch, so animierend und unglaublich lang am Gaumen – bei 98/100. Auch 2015 aus der Magnum immer noch jung wirkend mit traumhafter Frucht, Cassis pur, schöner Minzfrische, am Gaumen dicht, rund, süß und irre lang – WT98. 2018 bei Cab&Turkey mit wunderschöner, minziger Frucht, Leder, Tabak und feiner Kräuternote, kann mit guter Struktur und Frische sicher noch 10+ Jahre altern – WT97. Baute 2021 enorm aus, zeigte immer mehr Cassis und Minzfrische, war dicht, kräftig und jung am Gaumen und dürfte noch etliche Jahre vor sich haben – WT97. Ridge Monte Bello war 2015 deutlich über den Punkt und erzählte eher von vergangenen Tagen. Leichte Überreife in der Nase und am Gaumen, viel Soja, schöne Fülle, aber kurzer Abgang – WT90. Noch etwas jünger wirkend 2013 aus der Magnum – WT97+. Ein Spring Mountain Cabernet Sauvignon hatte 2007 eine Superfarbe, satte Kirschfrucht, Kraft und Dichte am Gaumen, ein Hauch Minze und Eukalyptus, tolle Länge. Eine Riesen-Überraschung eines längst vergessenen Weingutes aus einem seinerzeit sehr guten Kalifornien-Jahrgangs – 93/100. Der Stag´s Leap hatte 2016 eine dichte, immer noch recht junge Farbe, in der Nase Schwarze Johannisbeere, Minze, Leder und ein Hauch Eukalyptus. Am Gaumen wirkte er erst deutlich reifer als in der Nase, baute aber aus und wurde weicher und generöser – WT93.

Schon sehr reif und mit deutlich oxidativen Noten 2013 der Napa Valley Burgundy von Charles Krug, zu Anfang sogar noch mit schöner Süße, aber dann starb er sehr schnell im Glas – 78/100. Keine Ahnung, was die damals unter einem „Napa Valley Burgundy“ verstanden haben. Sicher kein reinsortiger Pinot Noir und auch kein Lagenwein, eher so eine Art kalifornische Wein-Jugendsünde.

Dicht, schokoladig, pflaumig, lang und relativ offen präsentierte sich Penfolds Grange 1999 auf der Grange-Probe – 95/100. Wochen später auf einer Best Bottle dann eine deutlich jünger wirkende Flasche mit jugendliche Farbe und irrer portige Dichte – 97/100. Zeigte sich zuletzt 2013 immer noch altersfrei, vibrierend, großartig und komplex mit junger, pflaumiger Frucht, hoher Mineralität, Kaffee und Schokolade. Da ist noch Musik für lange Jahre, und aus guten Flaschen wie dieser wird der Grange noch zulegen – 96+/100. Aber es gibt natürlich auch schlechte Flaschen. Eine solche hatten wir 2013 auf der großen Grange Vertikale, erinnerte eher an ein altes, mit Guiness angerichtetes Pilzgericht. 2015 wieder in Bestform, frisch, exotisch mit wunderbarer Frucht, pfeffrig mit guter Struktur, enormer Kraft, feiner Extraktsüße am Gaumen, sehr lang im Abgang – WT97. Ein Penfolds Cabernet Shiraz Bin 389 war 2009 noch erstaunlich lebendig und hocharomatisch, mit sehr würziger Frucht, leicht animalisch, Tabak, Teer, Kaffee, viel Lakritz, eine gute Mischung aus reifem, älteren Bordeaux und einem Côte Rotie – 93/100. Der Tyrell´s Hunter River Dry Red war 2023 noch voller Leben und einfach köstlich mit pikanter, rotbeeriger Frucht – WT94.

Der Gran Vino Cabernet Sauvignon Antiguas Reservas von Cousino-Macul war 2023 ein Chile Klassiker aus der Zeit, als diese Weine leichter und eleganter waren als heute, so eine Art chilenischer GPL – WT93.

Als gut gereifter Kalifornier ging 2017 der Montagne Cabernet Sauvignon aus Stellenbosch in Südafrika durch. Feine, immer noch frische Frucht, schöne Minze, viel Druck – WT91. Der Nederburg Private Bin R103 Cabernet Sauvignon – Shiraz von der Nederburg-Auktion in Südafrika zeigte sich 2016 wunderbar frisch-fruchtig mit viel Sauerkirsche und etwas Lakritz, am Gaumen enorme Struktur und immer noch präsente Tannine – WT95.

Guter Champagner-Jahrgang.

Sehr jung wirkte 2013 bei Jörg Müller immer noch der Deutz William Deutz, mineralisch mit gutem Mousseux – WT94. Dom Perignon war 1993 sehr frisch, weinig, 1995 feinperliges Mousseux, wirkte erst schlank und austrocknend mit merklicher Firne, gewann mit der Zeit an Gewicht – 90/100. 1998 aus der Magnum perfekt gereifter Dom mit deutlicher, aber positiv wirkender Restsüße – 94/100. 2012 goldgelb, nur noch dezentes Mousseux, gute, etwas dominante Säurestruktur, zeigte dadurch nicht nur die klassische Brotkruste reifer Champagner, sondern erinnerte auch etwas an vergorenen Brottrunk – 92/100. Zuletzt 2015 wieder etwas frischer – WT93. Reif 2015 die Farbe des Pol Roger Cuvée Winston Churchill aus der Magnum, verhalten das Mousseux, aber genial schon die sehr feine, nussig-mineralische Nase, am Gaumen noch unerhörte Frische, Brioche, sehr cremig mit feinem Schmelz und seidiger Eleganz, einfach ein sehr stimmiger, großer, perfekt gereifter Champagner – WT97.

Zwar gibt es aus 1975 reichlich Jahrgangsports von fast allen namhaften Häusern, doch ist dies eher ein kleinerer Jahrgang, der die ursprünglichen Erwartungen nicht erfüllt hat. Reif war 2008 bei Jörg Müller der Taylor Vintage Port. Seine ursprünglichen Ecken und Kanten hatte er verloren, präsentierte sich zwar etwas spritig, aber auch mit betörender Süße, Marzipan, gebrannten Mandeln. Kein großer, aber ein feiner Port – 91/100.