Happy Birthday

Was für ein genialer Montagabend war das. Der liebe Torsten hatte Geburtstag und lud uns zum Abendessen ins „Am Kai“ ein. Am Kai? Ja, das ist das bisherige Berens am Kai. Holger Berens hat den Stern zurückgegeben und die Karte im Sinne einer hochwertigen, frankophilen Bistroküche entschlackt. Ohne Wenn und Aber geblieben ist die hohe Qualität seiner Küche. Wir haben einfach göttlich geschlemmt und waren begeistert. Und natürlich haben wir dazu die passenden Weine geöffnet.

Startpunkt war ein feiner, frischer und pikanter 2017 Deutz Blanc de Blancs Champagner mit animierender Säure und guter Mineralität. Mit seiner Zitrusfrucht und seiner dezenten, cremigen Fülle war er die Champagnerversion einer feinsten Zitronenrolle, einfach nur lecker – WT93.

Damit ging es zu einem feinen Riesling Block. Einfach grandios wieder der 2017 Chateau Montelena Riesling, Furtztrocken trotz feiner Extraktsüße, rassig mit guter Säure, sehr mineralisch und präzise mit Zitrus und Grapefruit, dabei sehr trinkig - WT96. Sehr rar und nicht gerade preiswert ist der 2015 CO Liquid Earth von Battenfeld Spanier. Zur Hochzeit von Carolin und Oliver seinerzeit kreiert aus den Trauben der ältesten Rebstöcke aus drei Toplagen. Vielleicht als Gegenstück zu Kellers GMax? Enorm kräftig zeigte er sich. Etwas reduktiv und auch dezent oxidativ wirkend die Frucht, Trockenfrüchte und Zitrus. Der CO zeigte eine gewaltige Struktur mit enormer Fülle und Länge. Aber da geht noch deutlich mehr. Also die Zwillingsflasche noch ein paar Jahre aufgehoben – WT94+. Irgendwie wäre die Weinwelt ja langweilig, wenn es nur gute Flaschen gäbe. Deutlich mehr hatte ich mir vom 2005 Hohenmorgen GG von Bürklin-Wolf versprochen, den ich in früheren Jahren immer mit WT95 im Glas hatte. Aber aus dieser Flasche hier war er verdammt reif mit güldener Farbe und der Aromatik von altem Gammelobst. Nur am Gaumen zeigte sich noch gute Säure, die einen Hauch von Frische verlieh. So war der Hohenmorgen zumindest noch schmerzfrei trinkbar – WT87. Hoffentlich ein Ausreißer wie z.B. ein etwas undichter Korken, sonst könnte ich mir den Korkenziehereinsatz bei der ebenfalls im letzten Jahr auf einer Münchner Auktion erworbenen Zwillingsflasche direkt sparen. Ein eleganter, balancierter, burgundischer Traum war dann der 2016 Gantenbein Chardonnay, jugendlich frisch, würzig und mit göttlichem Schmelz – WT97. Übrigens setzten die Gantis als Qualitätsfetischisten seit 2016 eine alte Korbpresse ein.

Mit zwei schönen Burgundern ging es weiter. Grausam das verschmutzte Etikett des 1972 Echezeaux von Mommesin, abgefüllt seinerzeit für Mühlensiepen. Wer erinnert sich noch daran? Wunderschön der Inhalt, so elegant und immer noch kräftig, gut gereift, aber nicht alt, mit Pracht und Fülle, verschwenderischer Süße und schöner Länge – WT95. Noch so jung mit pikanter, animierender Frucht, erster, feiner Süße und toller Länge der Beaune 1er Cru Champimonts von Ladoux – WT94. Zeigte deutlich das Potential dieses lange verkannten Jahrgangs.

Und dann startete das große Geburtstags Bordeaux Feuerwerk mit zwei feinen, großartigen Pomerols, beide noch so jung und mit Potential für sicher noch 15-20 Jahre. Der 1989 Le Gay mit seiner kräuterigen, lakritzigen Aromatik, seiner rustikalen Fülle und Eleganz, seiner enormen Kraft und Dichte zeigte sich wieder als ein Lafleur für Schlaue – WT97. Der kraftvolle 1989 Gazin wirkte wie flüssiges After Eight, ein minziger, fleischiger Merlot mit viel Bitterschokolade und sehr guter Struktur – WT95.

Ich liebe diesen 1995 Angelus, einfach sexy dieser kräftige, druckvolle Kalifornier aus Bordeaux mit seiner superben Frucht – WT95. Wunderbare Eleganz und schmelzige Fülle mit saftig-geiler pflaumiger Frucht zeigte der 1995 La Fleur Petrus – WT95.

Als Abschluss kamen noch zwei Bordeaux aus dem schönen Jahrgang 1999 ins Glas, der mich mit der feinen Frucht der Weine und ihrer Eleganz an den Jahrgang 1985 erinnert. Der 1999 Haut Brion kam mit jugendlicher Frische und betörender, rotbeeriger Frucht ins Glas, mit etwas Minze und der klassischen Cigarbox Aromatik. So elegant und balanciert wurden die immer noch kräftigen Tannine und die gute Struktur etwas überdeckt. Mich erinnerte dieser Haut Brion an eine jüngere Version des 79ers und des 85er, zwei Weine die ich sehr liebe und konstant mit WT96 bewerte. Da wird sich dieser 1999er trotz scheinbarer Trinkreife über die nächsten 20 Jahre auch noch hin entwickeln – WT96. Ähnlich dürfte es mit dem 1999 Mouton Rothschild aussehen, der sich immer weiterentwickelt und ebenfalls ein zweiter 85er werden könnte. Er zeigte die klassische Mouton Aromatik, feine Cassis Frucht, Minze, Sattelleder, Bleistift Mineralität, dazu noch jugendliche Röstaromatik und ein gutes Gerüst reifer Tannine, einfach Mouton-sexy – WT94+.