Wunderbar im Wunderbrunnen

Einfach wunderbar war diese feine Probe an diesem Samstag im März im Wunderbrunnen in Opfikon. Ein Landgasthaus in bestem Sinne mit sehr guter Küche ist dieser, ganz in der Nähe des Züricher Flughafens gelegene Wunderbrunnen. Hier konnten wir wir aus der inzwischen 5000 (!!!!) Positionen umfassenden Weinkarte aus dem vollen schöpfen. Inhaber Roger Hirzel überraschte uns als Einstieg mit einem allerdings trotz sehr gutem Füllstand schon verdammt reifen 1959 Chateau Margaux, der mit viel Waldboden und etwas Liebstöckel zeigte (Jammern auf hohem Niveau, wohl nicht die beste Flasche), dass auch Premier Crus nicht unbedingt ewig leben. Aber immerhin war dieser Margaux trotzdem gut trinkbar, und wie oft bekommt man schon so einen 64jährigen Premier Grand Cru Classé ins Glas - WT91. Dafür überraschte dann dieser quicklebendige 1947 Leoville Barton in einer Barton & Guestier Abfüllung umso mehr. Relativ hell, aber absolut klar, brilliant und ohne Alter war die Farbe dieses höchst erstaunlichen Seniors. Mit animierender, feiner Frucht und guter Säure war er noch voller Leben und zeigte noch so viel Frische und Eleganz, dazu burgundische Konturen. Das großes Bordeaux Kino - WT97. Genial und ein echtes Meisterstück danach der 1998 Sassicaia, der jetzt im zarten Alter von 25 Jahren mit traumhafter, explosiver Aromatik auf dem besten Weg ist, das zu werden, was der Marchese im Gegensatz zur gesamten Fachwelt schon 2000 vorhersagte, der Nachfolger des legendären 1985ers - WT98. Frisch, elegant, schlank mit feiner Frucht und großer Zukunft war der 1995 Viña Tondonia von Lopez de Heredia, der noch eine lange Zukunft haben dürfte - WT95. Immer noch so jugendlich, enorm kräftig und druckvoll, elegant mit guter Säure und gewaltigem Potential zeigte der 2008 Wildenstein von Huber, der noch übr längere Zeit deutlich zulegen wird - WT94+. Ein Gigant dann der 1997 Dominus, der immer noch die geile Frucht dieses üppigen Kalifornien-Jahrgangs zeigte, jetzt aber inzwischen mit der Struktur eines großen Pauillac. Auch hier ist noch reichlich Zukunft angesagt. Während viele 97er schon schlapp machen, dürfte sich dieser Dominus als sehr langlebig erweisen - WT99. Lucien le Moine gehört in Burgund nicht gerade zu den Filigran-Artisten. So war dann dieser beeindruckende 2009 Echezeaux ein klassischer Le Moine mit enormer Kraft, Druck, Würze und Fülle - WT95. Und natürlich konnte ich nicht widerstehen, als ich diese Einzelflasche 1950 Montrose aus meinem Jahrgang auf der Karte und anschließend im Keller fand. Der Füllstand war mit ‚ms‘ nur ok, aber die perfekte, altersfreie Farbe ließ mich zugreifen, auch wenn es nun alles andere als ein Schnäppchen war. So kräftig, mineralisch, sogar noch Frische zeigend, aber auch zupackend mit der kernigen, typischen Art klassischer Montrose war dieser Wein, dazu mit erster, feiner Süße und Schmelz am Gaumen, und auch mit toller Länge. Euphorisch war ich da natürlich schnell im Bereich der Perfektion, denn ein 72jähriger Wein mit dieser großartigen Statur war schon etwas ganz Besonderes. Realistisch wären da vom nüchternen Weinbuchhalter WT96 angebracht, vielleicht noch ein Punkt mehr. Bräuchte deshalb dringend eine Flasche zum Nachverkosten. Wer kann helfen? Lange habe nicht nur ich diesen 2000 Figeac unterschätzt, der in den Arrivageproben weniger überzeugte und einfach längere Zeit brauchte. Jetzt aus dieser, meiner bisher mit Abstand besten Flasche entspricht die Qualität der superdichten Farbe. So enorm dicht, kräftig und druckvoll Locker mit großem Potential, locker WT95+. Da muss ich wohl nachkaufen. Feiner Abschluss unserer Probe war dann der Premierenjahrgang 1996 Almaviva. De zeigte sich reif, weich, schmelzig mit betörender Frucht und schöner Süße - WT94.