Große Rieslinge an der Algarve 2024

Auch in diesem Jahr habe ich wieder für unsere inzwischen traditionelle Probe ein Dutzend hochklassiger, trockener, vorwiegend deutscher Rieslinge für unsere inzwischen schon traditionelle Probe mit ins Vila Vita Parc genommen, dieses traumhafte Ressort an der Algarve. Zu einem göttlichen Menü verkosteten wir die Weine mit einheimischen Freunden aus Wein und Gastro.

Schlichtweg atemberaubend war schon der Start mit einem raren 1949 Cröver Engelberg von der Dreigiebelhof-Kellerei. Mit kräftigem, brillantem Goldgelb, feiner Honignase und Bienenwachs wirkte der mit feiner, dezenter Süße deutlich jünger und noch so lebendig. Hielt sich perfekt über Stunden im Glas ohne abzubauen – WT96. Grandios war auch wieder der immer noch so frische 1994 Nonnenberg von Breuer, ein zeitloses Monument mit trotz nur 11,5% Alkohol gewaltiger Statur und enormen Extrakt – WT97. Gut gereift, aber immer noch sehr kraftvoll mit reifer Marille und feiner Honignote, sehr mineralisch, komplex und tiefgründig mit enormer Fülle zeigte sich der würzige 1999 Singerriedel von Hirtzberger – WT97. Hat sicher noch längere Zukunft. Beim schlichtweg gigantischen 2001 Riesling M Reserve von FX Pichler habe ich seinerzeit mit FX diskutiert, ob der nicht ein Zeitschloss für mindestens 20 Jahre bekommen sollte. Ich habe mich mit meinen eigenen Flaschen daran gehalten und für diese Probe die erste aufgemacht. Jetzt zeigte sich der M (auf dem Rückenetikett steht tatsächlich „lieblich“) mit würziger, reifer, gelber Frucht enorm druckvoll, komplex, sehr mineralisch und harmonisch trocken. Ein spannender, sehr tiefgründiger und vielschichtiger Wein, der sich über Jahrzehnte weiterentwickeln dürfte – WT97+. Großartig war auch wieder der sehr elegante, präzise, perfekt balancierte 2002 Idig von Christmann, immer noch so frisch mit dieser typischen Pfälzer Edel-Rustikalität, schöner Fülle, burgundischen Konturen und sehr guter Struktur – WT97. Auf hohem Niveau schwächelte der sehr reif, petrolig und etwas süß wirkende 2001 Forster PechsteinGC von Bürklin-Wolf, der nur eine sehr schlechte Flasche sein konnte. Das ist eigentlich ein Gigant, den ich 2020 schon mal mit zu dieser Probe mitgebracht hatte, wo er mit absoluter Perfektion und WT100 brillierte.Schade. Mit leichtem, fehlerhaftem Stich konnte auch der sonst so schöne 2002 Monzinger HalenbergSpätlese trocken von Emrich-Schönleber nicht wirklich überzeugen. Ein absoluter Traum aus kühlem Jahrgang war die taufrische 2008 HermannshöhleGG von Dönnhoff. Ich habe diese faszinierende Hermannshöhle über lange Jahre verfolgt. Das war stets ein großer, puristischer Wein aus kühlem Jahr mit gewaltigem Potential, der sich jetzt erst richtig öffnet, noch eine lange Zukunft haben dürfte und auch noch zulegen kann - WT97+. Der absolute Hammer war in unserer Probe das perfekte, sehr beeindruckende Pairing der Hermannshöhle mit einem sehr spicy Tuna Tartar mit viel Ingwer, das kann nur großer Riesling! Enorm kräftig und konzentriert zeigte sich der 2009 Morstein GG von Wittmann mit der mit der saftigen 2009er Frucht schon zu geradezu hemmungslosem trinken animierte, aber noch viel Potential für eine längere Entwicklung haben dürfte – WT96+.

Als Solitär hatte ich die einmalige 2010 Abtserde von Keller vorgesehen, der hier wieder immer noch so jung mit unnachahmlicher Eleganz und Präzision auf höchstem Niveau brillierte – WT99+. Diese Abtserde ist nicht nur der Lieblingswein von KP‘s Vater, sondern auch der des Vaters meiner Tochter. Doch unser Freund Luis vom Rei das Praias hatte einen ebenfalls noch so blutjungen 2012 Clos Ste. Hune von Trimbach mit gewaltiger Statur in die Probe geschmuggelt und dagegengestellt. Auch das war ein Gigant mit Legenden- und Langstreckenpotential. Zeigte sich enorm druckvoll, aber noch etwas verschlossener als die Abtserde. Würde gerne mal in 10 Jahren beide Weine gegeneinander trinken – WT96+. Mit zwei weiteren, eigentlich immer noch zu jungen Giganten schloss unsere eigentliche Probe ab. Der 2012 Erdener Prälat Alte Reben Reserve von Dr. Loosen zeigte enorme Kraft, Dichte und Präzision mit großartiger Struktur, dazu betörende Frucht mit Cassis. Ein sehr komplexer Wein mit toller Länge, der eigentlich länger dekantiert gehört hätte und eine große Zukunft hat – WT97+. Blutjung war die sehr feine, finessige und hoch elegante, aber auch druckvolle 2015 Zeltinger Sonnenuhr Auslese *** (Weiße Kapsel) von Marcus Molitor. Die war einfach puristisch schön mit salziger Mineralität und großer Zukunft – WT97.

Zum Dessert gab es dann noch einen feinen, süßen 2021 Inniskillin Icewine von den Niagra Estates, der aber auch gute Säure zeigte – WT92. Gut trank sich auch eine für Vila Vita abgefüllte 2020 Ungsteiner Weilberg Spätlese vom Weingut am Nil mit reifer Säure – WT90.

Und auch der traditionelle, rote Portugal Hammer durfte nicht fehlen. Dieser beeindruckende 2007 Casa Ferreirinha Reserva Especial aus dem Douro gehört mit zum Besten (und teuersten), was das faszinierende Weinwunderland Portugal zu bieten hat. Der alles andere als kleine Bruder des ultrararen Barca Velha ist ein enorm kräftiger, komplexer, reichhaltiger Wein klassischer Machart mit reifer, dunkler Frucht, kräftigem Holzeinsatz und noch deutlichem Tanningerüst. Dürfte gut altern und kann noch zulegen – WT96+. Auch dieser Wein entsteht wie der Barca Velha nur in besonders guten Jahren. Dieser 2007er war die 16. Ernte seit 1960.

Großen Dank an Vila Vita Boss Kurt Gillig, Head Sommelier Ricardo Rodriguez und das ganze Team für die Inszenierung dieser Probe. Ich freue mich schon auf die nächste Probe in 2025.